Schon fast ein Drittel der Korallenriffe weltweit gilt inzwischen als verloren, 40 Prozent sind Studien zufolge massiv bedroht.
Die Uni Bremen hat nun die weltgrößte Konferenz organisiert – mit Forschern, die Schlimmeres verhindern wollen.
Eigentlich sollte die Konferenz in Bremen schon im vergangenen Jahr stattfinden. Wegen der Pandemie wurde sie verschoben – aber nun gleich zwei Mal von der Universität Bremen aus organisiert. Im nächsten Jahr werden Tausende Wissenschaftler persönlich vor Ort sein, dieses Jahr treffen sie sich virtuell. Das habe sogar Vorteile, sagen der Organisator Professor Christian Wild, Leiter der Abteilung Marine Ökologie an der Universität Bremen und Pressesprecher Heinz Krimmer. Welche das sind und andere Fragen und Antworten rund um die Weltkorallenkonferenz.
Herr Krimmer, wie kommt so eine Konferenz nach Bremen?
Warum richtet die Universität hier den Weltkorallenriff-Kongress aus?
Der Leiter der Abteilung Marine Ökologie an der Universität Bremen, Professor Dr. Christian Wild, forscht seit Jahrzehnten zu Riffen und ist ein weltweit bekannter und anerkannter Wissenschaftler. Bremen ist zudem ein bedeutender Standort für die Meeresforschung. Neben der Universität Bremen gibt es hier auch das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung und das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut.
Wild hat sich bereits 2016 mit seinem Team um die Ausrichtung der 14. Internationalen Korallenriffkonferenz (ICRS) beworben und den Zuschlag bekommen. Diese Konferenzen finden seit 1967 statt, aber bisher nicht in Europa. Eigentlich sollte sie 2020 stattfinden, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.
Die Bedeutung von Korallenriffen ist groß. Sie schützen die Küsten von über 100 Ländern und auch Inseln. "Würde die Kraft der Wellen bei den Malediveninseln nicht an den vorgelagerten Riffen um 90 Prozent abgefangen, würden die Inseln innerhalb weniger Tage im Meer verschwunden sein", sagt Heinz Krimmer, Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit im Organisationsteam der Konferenz. Ohne diesen Küstenschutz würden auch Länder wie Australien viele Küstenabschnitte verlieren. "Das wäre eine Katastrophe."
Korallenriffe sind Konzentrationspunkte der Artenvielfalt. In ihnen leben und entstehen mehr als eine Million unterschiedlicher Tiere und Pflanzen. Die Riffe sind laut Krimmer ebenfalls wichtig als Nahrungsquelle für die Bevölkerung. Außerdem sind sie ein enormer Tourismusfaktor. Das Great Barrier Reef trägt jährlich 6,4 Milliarden Dollar zur australischen Wirtschaft bei, in Ägypten leben bis zu 30 Prozent der Bevölkerung vom Küstentourismus. Ein vierter Aspekt ist der medizinische: "An Land kennen wir fast alle pflanzlichen Medikamentenwirkstoffe, in Korallenriffen steckt aber noch viel Potenzial."